Fabian Virchow und Hendrik Puls veröffentlichten jüngst den Sammelband "Rechtsterorrismus in der alten Bundesrepublik", in dem aus historischen und sozialwissenschaftlichen Perspektiven die Taten rechtsterroristischer Gewaltakteure vor 1990 untersucht werden. Die politische und wissenschaftliche Aufmerksamkeit für rechtsterroristische Gewalt hat nach Bekanntwerden der Morde des NSU zugenommen. Zugleich ist die lange Geschichte des Rechtsterrorismus in Deutschland im Detail und unter Auswertung zeitgenössischer Archivalien und Dokumente noch weitestgehend unerforscht. Der Band versteht sich entsprechend als Werkstattbericht, der Einblicke in neuere Forschung zum Thema gewährt. Bislang vernachlässigte und kaum untersuchte Fälle (wie etwa die ‚Gruppe Ludwig‘) werden umfassend dargestellt, bekanntere Fälle unter neuen Fragestellungen diskutiert (wie etwa die ‚Hepp-
Kexel-Gruppe‘) und ein sich im Verlauf der Jahre veränderter Erkenntnisstand neu bewertet (wie etwa hinsichtlich des Oktoberfest-Anschlags). Hier geht es zum Buch.
Am 24. Juni 1982 tötete der Rechtsterrorist Helmut Oxner in Nürnberg drei Menschen und verletzte drei weitere schwer. Sein erstes Ziel war die Diskothek "Twenty Five", wo er gezielt auf Menschen schoss, die er als "ausländisch" ansah. Anschließend feuerte er auf der Straße in eine Gruppe ausländischer Passanten und tötete sich nach einem Schusswechsel mit der Polizei selbst.
Am 15. Juni 2023 findet aus diesem Anlass im Neuen Museum in Nürnberg die Veranstaltung "Rechtsterrorismus als Selbstermächtigung" statt, die Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung "Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung von 1945 bis heute" ist. In einem Impulsvortrag ordnet Hendrik Puls die Tat in seine aktuelle Forschung ein. Im Anschluss führt Kuratorin Rebecca Weiß ein Gespräch mit Brigitte W., deren Ehemann Opfer dieses rechtsterroristischen Verbrechens wurde. Sie spricht über ihre Erinnerungen, die damaligen Ermittlungen und ihren persönlichen Umgang mit der Tat. Mehr Informationen hier.
Hendrik Puls referiert am 16. Februar 2023 bei einem Online-Workshop des CoRe-Netzwerks zum Thema "Inszenierung von Gewalt und Kommunikation von Botschaften - Einblick in ein Forschungsprojekt über rechtsterroristische Einzeltäter in Deutschland". Veranstalter: Ruhr-Universität Bochum – Lehrstuhl für Empirische Sozialforschung, Projekt „Vorurteilsmotivierte Gewaltkriminalität im Kontext von rechtspopulistischer Mobilisierung und Fluchtzuwanderung: Nordrhein-Westfalen 2012 – 2019“, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW." Prof.Dr. Cornelia Weins und Projektmitarbeiter*innen werden ihre Forschungsergebnisse vorstellen. Informationen zur Anmeldung finden sich hier.
Jana Berberich hat ihre Dissertation mit dem Titel "Rechts motivierte Brand- und Sprengstoffanschläge. Eine empirische Untersuchung zu den Tathintergründen, der justiziellen Bearbeitung und den Täter*innen rechts motivierter Brandstiftungs- und Sprengstoffdelikte" veröffentlichen können. Im Rahmen der Dissertation wurden Strafverfahrensakten aus Nordrhein-Westfalen und Sachsen analysiert. Die Akten haben die von den staatlichen Registrierungsbehörden als PMK-rechts eingeordneten Brandstiftungs- und Sprengstoffdelikte der Jahre 2015, 2016 und 2017 zum Gegenstand. Diese Jahre wurden aufgrund der hohen Fallzahlen und des betrachteten Kontexts der Zuwanderungsbewegung gewählt. Im Fokus der Studie stehen die Hintergründe einschlägiger Brand- und Sprengstoffanschläge sowie deren Täter*innen. Im Wege einer kriminologischen Aktenanalyse werden Umstände der Taten sowie Merkmale zu den Täter*innen erhoben. Ebenfalls wird der Verlauf des Strafverfahrens untersucht. Für einen Überblick werden außerdem umfassend die zur Verfügung stehenden staatlichen und nichtstaatlichen Statistiken zur Entwicklung der rechts motivierten Brand- und Sprengstoffanschläge ausgewertet.
Der Vortrag von Annelotte Janse musste aufgrund von technische Probleme am 20. Dezember ausfallen. Dies bitten wir zu entschuldigen. Der Vortrag wird am 17. Januar 2023 nachgeholt werden.
Between ‘coloreds’ and ‘foreigners’ - The effect of Manfred Roeder’s contagious encounters abroad on
West-German right-wing extremism
Annelotte Janse (Universität Utrecht)
In this lecture, Annelotte Janse will dive into the transnational network of Manfred Roeder in the 1970s. Roeder was best known for his leadership of the Deutsche Aktionsgruppen, a right-wing terrorist group responsible for the first ‘explicitly racist’ and lethal anti-foreigner attacks in West-Germany. Presenting previously unused archival material, Annelotte Janse will show that Roeder’s encounters abroad decisively shaped and emboldened his thoughts and actions regarding the presence of ‘foreigners’ in West Germany. Consequently, it was not just the racist violence of the Deutsche Aktionsgruppen, but also Roeder’s transnational encounters contributed to the consolidation of a new threat perception that came to dominate the West German right-wing extremist scene of the 1980s.
Dienstag, 17. Januar 2023 – 18:00 Uhr (neuer Termin!)
Zoom-Link: https://uni-frankfurt.zoom.us/j/66454627868?pwd=elVvdHorS250dDBrQUVwMGtwVTkvQT09
Meeting-ID: 664 5462 7868
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